ULAP-Quartier Berlin HBF - Invalidenstraße - Clara-Jaschke-Straße - Alt-Moabit

Nach einem Besuch von Frau Kahlfeldt auf dem Gelände erscheint heute ein hoch interessanter Artikel im Tagesspiegel. Darin heißt es, über dem bisherigen Flachbau-Aldi seien nun 80 Wohnungen geplant. Es werde auch einen Quartiersplatz mit Gastonomie, Kultur und Einzelhandel geben. Kahlfeldt wünsche sich dort einen Arkadengang entlang eines grünen Boulevards.

Das klingt für mich ungewohnt lebenswert für die Ecke. Vielleicht entsteht ja eine Anti-Europacity. Ich könnte mir denken, dass man sich hier vis-à-vis vom viel gescholtenen Unort der Stadt ganz gezielt unterscheiden möchte.

Wie es scheint, existiert auf dem Gelände noch der alte Urania-Saal als Denkmal. Stadtkonservator Rauhut möchte diesen nicht zwischen Hochhäusern eingeklemmt sehen. Ich möchte den Saal überhaupt einmal sehen. Der Saal scheint ja völlig aus dem städtischen Bewusstsein ausradiert, obwohl er wohl noch existiert. Ich bin sehr gespannt, was man damit anfängt. Gerade neue Qurtiere profitieren ja sehr davon, denn man sie mittels noch existierender histrorischer Spuren mit der gewachsenen Stadt verklammern kann. Kahlfeldt möchte wohl von diesem Ort ausgehend auch an die teils prominenten Exekutionen an Kriegsende erinnern und die zahlreichen historischen Schichten des Areals im Bewusstsein verbinden. Was für ein Segen, dass hier eine Frau mitgestaltet, die einen differenzierten und engagierten Zugang zur Stadtgeschichte mitbringt.

Mit einem Baustart sei frühestens in einem Jahrzehnt zu rechnen, mit der Fertigstellung im Idealfall in zwölf Jahren.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/...p-quartier-wird-hochhausstandort-9433685.html
 
Zum ULAP-QUartier äußert sich Frau Kahlfeldt im Stadtgespräch ab Minute 24:40 wie folgt:

Die Sekundarschule dort fällt mit etwa 550 Schülern wohl eher klein aus. Auch in dem Block der Schule soll übrigens ein Hochpunkt entstehen. Das Wohnhochhaus über dem Aldi soll die Howoge planen, die andere Hälfte des Blocks plant wohl Aldi selbst, wenn ich Kahlfeldt richtig verstehe. Ziel insgesamt ist es, das weitgehen autistische Areal zu rekommunalisieren und zu öffnen und die weitgehende Versiegelung - bei erhöhter Dichte durch Hochpunkte - zugunsten von mehr Grün zu reduzieren. Klingt für mich nach einer sinnvollen Rechnung für die Zukunft. Wenn das mal nicht mittelfristig den Berliner Blockrand mit gleichbleibender Traufhöhe ersetzt.

Im Sinne der Öffnung zu allen Seiten will Kahlfeldt auch die öffentliche Nutzung der Freiräume unterhalb der so genannten Gleisharve des Hbfs. für Sporteinrichtungen u.a. nutzbar machen und die Verbindung zum ULAP-Park verbessern.

https://vimeo.com/812081084?embedded=true&source=vimeo_logo&owner=19567064
 
Bei dem Projekt kann man sich fragen, ob da nicht zuviel auf einmal gewollt wird. Die 'bespielten' inneren Erschlliessungswege sehen zwar lebendig aus, haben aber das Problem, dass für die Anwohner niemals Ruhe ist. Vorne Verkehr, hinten auch immer 'human sound'.
Die Blockrandbebauung mit Innenhöfen hat ja den Vorteil, dass nach hinten zumindest Ruhe ist.
Unabhängig davon ensteht hier einmal mehr eine weitere Architekturinsel in der Stadt. Europacity, Hansa Viertel, Bundebauten etc etc. Eine Stadtinsel neben der anderen.
 
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Hier scheinen die ersten Vorbereitungen für einen Rückbau zu laufen, EDIT auch Schadstoffsanierung wie auch schon in einem der Zeitungsartikel geschrieben wurde. An den östlichen Gebäuden sind Baufahrstühle angesetzt und ...

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... es stehen etliche Container innerhalb des Geländes.

(C) SchauBaubilder eigene
 
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Super, dann gehts ja jetzt noch schneller voran. ;D

"So gab es im Landeslabor großzügige, mit teurem Echtholz ausgekleidete Wartebereiche, eine Bibliothek, dazu Veranstaltungsräumlichkeiten und die einem Refektorium nachempfundene Mitarbeiterkantine mit Holzbänken und ausgemusterten Haltestangen aus alten S-Bahnzügen. Das ganze Interieur wurde laut Immobilien Management GmbH (BIM), die im Auftrag der Senatsbauverwaltung eine Schadstoffsanierung durchführt, entsorgt."

Die von Frau Keilhacker gehuldigten Qualitäten sind also bereits "entsorgt", trotzdem will man erhalten. Das Haus rottet seit Jahren vor sich hin. So eine Debatte kurz vor dem totalen Zerfall anzustoßen kann man nur als Bremsklotz gegen eine Weiterentwicklung der Stadt betrachten.

Zudem zeigt sich auch immer wieder wie viel Zeit eine Ertüchtigung von jahrelang vernachlässigten Gebäuden in Anspruch nimmt. Dann von Klimaschutz und Ressourcenschonung zu sprechen halte ich für sehr gewagt. Denn eine Neuplanung verbraucht meiner Erfahrung nach deutlich weniger Ressourcen. Die Architekten und Fachplaner müssen deutlich mehr Arbeit in die Aufbereitung eines Bestandsbaus stecken als bei einer Neuplanung. Das liegt schon allein an den oftmals fehlenden Grundlagen zum Bestand.
 
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Das sich eine Stadt wie Berlin immer wieder solche Debatten um solche Filet-Grundstücke leistet ist ein Skandal.
Am Ende kommt dann so ein Murks bei raus wie bei der Sanierung des Hauses der Statistik, eine enorme Belastung für den Landeshaushalt, nur Ausgaben (Subventionen für Künstler-Ateliers- und Wohnungen) null Einnahmen mit einem riesigen Grundstück in Bester Lage und kaum Mehrwert für die Stadt. Einst ist man hier ja von 200 Millionen Euro Baukosten ausgegangen...die dürften sich mittlerweile Wohl verdoppelt haben.

Brauchen wir mit dem ULAP-Quartier so etwas noch mal?
 
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