Mollstraße 4 - ehem. Mercure Hotel

Ma10

Aufsteiger
Im Checkpoint des Tagesspiegels vom 26. April ist zu lesen, dass das Haus des ehemaligen Mercure Hotels an der Mollstraße 4 abgerissen und durch ein Bürohaus ersetzt werden soll. Hier soll ein (bisher nicht näher benannter) Hamburger Investor entgegen der großen Mehrheit im Bezirk - der an dieser Stelle gerne das Gebäude mit seinen 214 Einzimmer-Apartments erhalten und in Wohnraum umwandeln würde - daran festhalten, das Gebäude komplett abzureißen und im Neubau eine zu beiden Seiten offene Lobby mit Cafeteria entstehen zu lassen. Da das Haus vorher als Hotel genutzt wurde und somit eine Gewerbeimmobilie ist, kann dieses nicht vor dem Abriss bewahrt werden. Hat jemand hier schon weitere Infos?
 
Wenn wir uns den möglichen Wohnraum ansehen, der in diesem Haus existiert und gegen weiteren Büroraum ersetzt werden soll, ist das, meiner Meinung nach, schon ein erheblicher Verlust. Architektonisch passt dieser Bau auch vollkommen in die bestehende Nachbarschaft, die ja ebenfalls aus Plattenbauten besteht.
 
Architektonisch wird es auch kaum eine Aufwertung geben. In dem Artikel stand, meiner Erinnerung nach, dass der Bau auch nur durch einen gleichartigen Riegel ersetzt werden kann. Damit bleibt es auch an dieser Ecke weiterhin zugig und wenig urban. Selbst wenn die Cafeteria kommen sollte.
 
Ich war in den 10ner Jahren mal dort drin und mich hat das Konzept überrascht. Alles war dem alten Berlin gewidmet, alle Flure mit aufwendigen Fototapeten mit Motiven des alten Berlin. Das war überraschend gut gemacht und von außen nicht zu erahnen. Gut wenn da nun etwas passiert, vielleicht lässt sich der Investor ja von diesem ehemaligen Innenleben inspirieren
 
Hier noch ein Foto von mir heute gemacht.
IMG_6713.jpeg
 
Laut Genehmigungsliste Juni2023 vom Bezirk wurde hier ein Neubau genehmigt:

Mollstraße 4 Neubau eines Bürogebäudes mit Gewerbenutzung Eing.:15.12.2022 Start:19.12.2022 Dat.Ab.:16.06.2023
 
Im November wurde erneut ein Bauantrag eingereicht laut Bauantragsliste:

Mollstraße 4 Neubau Büro- und Geschäftshaus Mollstraße 4, Berlin
 
Hier wurde im Dezember 2024 ein erneuter Bauantrag eingereicht.
 
Die WBRE Waterbound Real Estate hat diesbezüglich auf LinkedIn einen Post verfasst.
Es soll ein 10-geschossiger Büroneubau in Holz-Hybrid-Bauweise entstehen. Bauherr ist RI Partners, ausführende Architekten sind das Büro Hupe, Flatau, Partner. Auf deren Webseite, aber auf auf LinkedIn sind entsprechende Visualisierungen zu sehen. Der Abriss des Gebäudes wird aktuell vorbereitet, Fenster sind schon draußen, Baugerät vor Ort.

Aussen-Otto-Braun-Strasse-scaled.jpg
Eingangsbereich-Kiezlobby-scaled.jpg
Fassadendetail-scaled.jpg
Bildquelle: Hupe Flatau Partner

 
Ein Ergebnis, welches zu erwarten war.
Städtebaulich eine Kopie der vorherigen Situation und architektonisch zurückhaltend, aber hochwertiger als zuvor.
Und auch im Gesamtbild mit Hinblick auf den bevorstehenden Bau des Rathauses nebenan und dem Vorzustand ein Gewinn für die Gegend.
 
Die Annahme, dass der Erhalt von Gebäuden grundsätzlich nachhaltig ist, ist nicht zwangsläufig richtig. Aus eigener Erfahrung in Projekten, die sich dem Erhalt von Bestandsbauten widmen, zeigt sich immer wieder, dass bestehende Strukturen häufig nicht den statischen Anforderungen entsprechen, mangelhaft errichtet wurden oder sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Materialermüdung befinden.

Bereits die Untersuchung des Bestands erfordert oft enormen Aufwand. Hinzu kommt, dass während der Planungsphase und selbst während der Bauzeit immer wieder unvorhergesehene Probleme auftreten. In vielen Fällen endet dies schließlich damit, dass ein erheblicher Teil des Tragwerks doch abgerissen werden muss. Ganz zu schweigen von dem zusätzlichen Planungsaufwand, der in solchen Projekten entsteht.

Meiner Meinung nach ist es daher falsch, pauschal davon auszugehen, dass der Erhalt oder die Ertüchtigung eines Bestandsgebäudes automatisch nachhaltig ist.
 
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