Stiftung Mitte Berlin

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Goldenes Mitglied
Seit ein paar Tagen geistern historisierende Artikel der Stiftung Mitte Berlin durch die Presse. Hintergrund ist die Initiative der 90-jähren Marie-Luise Schwarz-Schilling. Ihr Vermögen stammt aus dem Verkauf des geerbten Akku-Unternehmens Sonnenschein kurz nach der Wende, dass ihr Mann und sie wirtschaftlich vor die Wand gefahren hatten. Das war ein ziemlicher Skandal damals...Tenor: Die erste Generation erarbeitet das Vermögen, die Zweite hält es und die Dritte verlebt es.

Ich weiß nicht, was sich die Dame erdreistet, der Welt (ihrer Nachwelt) an verzeifelter Retro-Architekturromantik zu vermitteln? In Krisenzeiten sind viele in der Gesellschaft wohl vom Traum das "alten, besseren Zeiten" beseelt. Unfasslich, was hier in Zeiten von Wohnraummangel, Kosten- und Energieproblemen als Traumland uns visionär(?) präsentiert wird. Der Shitstorm ist aber prompt ausgebrochen.

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- Das hier stellt natürlich meine persönliche Meinung dar und auch die Stiftung und ihre Mitglieder besitzen das Recht auf freie Meinungsäußerung.
- Ich habe auch nie einen Hehl aus meinem Unverständnis für die Wiederherstellung des Berliner Stadtschlosses gemacht. Für mich sinnfrei, auch was die Nutzung angeht. Taugt maximal für das Titelbild der Stadtführer.
- Vorstandsmitglied der „Stiftung Mitte Berlin“ David Kastner ist mir übrigens persönlich bekannt und menschlich geschätzt.
 
Ich weiß nicht, was sich die Dame erdreistet, der Welt (ihrer Nachwelt) an verzeifelter Retro-Architekturromantik zu vermitteln? In Krisenzeiten sind viele in der Gesellschaft wohl vom Traum das "alten, besseren Zeiten"
Ich frage mich auf deinen Post hin zunächst mal, wie du dich "erdreistest", älteren Mitbürger abzusprechen, dass sie zu den Fragen der Zeit genauso eine Meinung verteten dürfen, für etwas brennen und werben dürfen wie du. Selbst wenn man ihre Vision für die Mitte komplett bescheuert findet, darf man doch festhalten, dass die Frau in ihrem hohen Alter mehr Leidenschaft und mehr Bereitschaft zu Engagement FÜR etwas offenbart als die meisten "Jungen". Das nun ausgerechnet als unanständig abzutun, ist wohl die schwächste Form der Kritik.
 
Ich respektiere andere Meinungen aber warum erstmal im Aggresiv-Modus auf diese Idee draufdreschen "erdreistet", "verzeifelte Retroarchitektur Romantik", "unfassbar" usw...
Ich persönlich verstehe diesen unterschwelligen "Hass" auf klassische Architektur und Strukturen nicht. Was ist die sachliche Kritik dahinter? Ich lese nur emotionalisierte Aussagen. Es ist Platz für alle Architekturformen im städtischen Raum bzw. sollte es so, ohne Ideologie, sein! Es hat nichts mit "guter alter Zeit" zu tun und es ist auch nicht rückwärts gewandt, wenn dem einen klassische Formen gefallen und dem anderen nicht. Beides zu kombinieren ist die Kunst und nicht das andere mit völlig aus der Luft gegriffenen Scheinargumenten niederschreiben . Warum sollte klassischere Architektur nicht nach modernen Energiemaßstäben gebaut werden können und Wohnraum schaffen? Hat es Frankfurt oder Dresden geschadet, dass sie genau solche Projekte realisiert haben? Im Gegenteil! Es wertet die Innenstadt auf und ja es muss auch Zonen geben wo kein Sozialbau entsteht und die historische Mitte gehört aus meiner Sicht dazu.
Allgemein gesagt stört mich die Doppermoral hinter solchen Kritiken. Gerade beim Thema Stadtschloss. Auf der einen Seite werden die klassischen Fassaden als Disneyfassaden beschimpft und auf der anderen Seite z.B. Bauhaus-Nachbauten in Dessau beklatscht. Aber letztlich wird es ohnehin niemals zu solch einer Bebauung kommen, da es politisch nicht gewollt ist. Ich persönlich, finde das schade...
 
Obwohl die Wortwahl im ersten Post (teilweise) eskalativ daher kommt und einige Argumente mich auch nicht überzeugen, war er doch immerhin durch Quellen informativ und hat konkrete Pläne (sehr harsch) kritisiert. So ist er aus meiner Sicht kritikwürdig, aber schafft auch informativen Mehrwert.

Demgegenüber sehe ich persönlich keinen Gewinn darin, hier die abstrakte Debatte "Bauhaus vs. Gründerzeit" in der zigsten Inkarnation aufleben zu lassen. Zumal der Ursprungspost sich überhaupt nicht zum Bauhaus positioniert hat. Ebenfalls ist es für mich nicht nachvollziehbar, hier einen Gegensatz von Gründerzeit vs. Sozialbau auf dem MEF aufzumachen, da ich keinerlei Vorschläge kenne, dort Sozialbauten zu errichten.

So ist es mal wieder der klassiche Fall: ein "Anti-Ideologe" müht sich an der imaginierten Gegenideologie ab, die primär im Kopf des Anti-Ideologen existiert. Wer an sowas Spaß hat, soll sich nach meinem Dafürhalten im DAF austoben.
 
Mir war klar, dass mein "Artikel" hier polarisiert. Sollte er auch. Ich hatte versucht, micht inhaltlich damit auseinanderzusetzen... das Alter der Dame z.B. verdient sicher Erwähnung, ist aber nirgendwo als "Absprache von Meinungsäußerung" von mir formuliert.

Warum darf ich nicht das Tuen der Marie-Luise Schwarz-Schilling kritisieren, auch scharf? Wo bleibt meine Meinungsfreihet (hier)?
 
Grundsätzlich ist ein Dialog durch gegenseitigen Respekt und Wertschätzung geprägt. Dann ist Kritik meist auch gut zu hören bzw. zu lesen und beinhaltet die Möglichkeit ein konstruktiver Beitrag zu sein.

Diskussion hingegen stammt von dem lateinischen Wort 'discutere"= zerspalten, zerschlagen ab und anders als beim Dialog ist hier nicht gegenseitiger Respekt und Wertschätzung prägend, sondern es geht im Kern darum die "andere" Position mit den eigenen Argumenten zu zerschlagen.

Die Frage ist hier in diesem Strang nach meiner Meinung keine nach der Meinungsfreiheit, sondern der Gesprächskultur. Man kann jemanden wertschätzen und gleichzeitig eine Handlung kritisieren.
Auf der anderen Seite wurde hier vielleicht versucht eine ältere Dame persönlich zu diskreditieren, noch bevor man selber ein eigenen inhaltlichen Gedanken formuliert hat. Ich jedenfalls tue mich schwer mit den ersten beiden Absätzen des Eingansbeitrages.
 
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