Hi Leute,

ich melde mich nach langer Zeit mal wieder zurück :)
Die letzten Monate war ich berufsbedingt in Frankfurt am Main und war beeindruckt was dort für eine aggressive Baulust vorherrscht.
Mein Hotelzimmer befand sich im 23. Stock eines Hochhauses direkt im Bankenviertel aus dem ich einen perfekten Blick auf zwei riesige Projekte haben durfte (eins davon war das FOUR).
Die Projekte hatten auch Samstags ab 8 Uhr bis Abends durchgehend Bauaktivität zu verzeichnen.
Echt jeder Frankfurter mit dem ich über diese vielen Bauprojekte gesprochen habe, hat positiv auf die Themen reagiert und die vielen Bauaktivitäten unterstützt.
Als ich dann gestern wieder in Berlin ankam und nach zwei Monate wieder das erste mal die Sbahn betrat, habe ich ein Paar beobachten können, welches sich aus dem Fenster blickend über jede Baustelle aufgeregt hat.
"Bestimmt wieder nur für Reiche"
"Das ist doch viel zu hoch" ( Diesen Kommentar gab die Frau zum Hochhausstummel OASIS ab)
"Eine Frechheit"
...
Ich finde im Großen und Ganzen spiegelt die Berliner Baupolitik (vorallem in Sachen Hochhäuser) , welche starken Einfluss von Linken und Grünen hat, auch echt die Meinung des Großteils der Berliner wieder.

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Nun nochmal konkreter Bezug auf den Hochhausrahmenplan:
@maxxe's Kommentar +1
 
Unter der Überschrift "Wolkenkratzer für alle" berichtet der Tagesspiegel über das Hochhausleitbild des Senats.
Grob gesagt können überall Hochhäuser gebaut werden, wenn etliche! Bedingungen erfüllt sind, die im Leitbild festgelegt sind.
Nur in besonderen Gegenden seien Hochhäuser ausgeschlossen.
Das Prinzip des Leitbildes sei, dass die Stadt von der Wertschöpfung eines Hochhausgrundstücks etwas abhaben möchte und zwar in Form von preisgebunden Wohungen im Objekt, Ersatzflächen oder Ersatzbauten. Das Hochhaus selbst soll öffentlich/ kulturell nutzbare Anteile haben.
Im Prinzip ganz ok, ich fürchte mich nur ganz doll vor der bürokratischen Umsetzung...

 
Die Politik tut so, als fordere sie etwas von den "bösen Investoren". Dabei sind es in Wahrheit die Mieter oder Käufer einer Eigentumswohnung, die durch überhöhte Preise die billigen Mieten der Harz-4-Empfänger bezahlen müssen. Leider zielt die Politik in Berlin ja nicht gerade darauf ab, der Supermarktkassiererin, dem Feuerwehrmann oder der Krankenschwester das Wohnen zu ermöglichen oder - da sei Gott oder Karl Marx vor- womöglich den Zugang zu Wohneigentum.
 
In Kürze steht da drin:
- Senatsverwaltung fordert in ihrem Konzept ein Verbot des Hochhausbaus am Ku'damm
- Bezirk fordert im Rahmen des Entwicklungsplans "Charta City West 2040" das Gegenteil
- Beide Körperschaften trieben ihre jeweilige Planung voran, ohne mit der anderen Körperschaft zu reden
- Beide sind von der jeweiligen anderen Körperschaft enttäuscht - und die Fronten verhärten sich
- Der Bezirk kritisiert, dass der Senat beispielsweise vor 4,5 Jahren die Planung am Hertzallee und Hardenbergplatz an sich gezogen habe - seither aber nichts vorangetrieben habe (dit is Berlin!)
- Der Bezirk hält den Ansatz des Senats eine Ansammlung von Glaubenssätzen ohne Bezug zur Praxis
- Auch das Abgeordnetenhaus stellt sich gegen den Senat
- Der Senat kritisiert, dass der Bezirk den Senat bei seinen Planungen ignoriert habe
- Der Senat erklärt, dass er rein formal den Bezirk im Rahmen eines solchen Verfahrens nicht einbeziehen müsse
 
Vielleicht bräuchten wir mal einen neuen Senat, der in großen Zügen und perspektivisch denken und planen kann und nicht vor Piefigkeit, Ideologie, Realitätsferne und Unfähigkeit sich selbst ständig und Berlin im Weg steht?
 
Auch die B.Z. berichtet das die Fronten zwischen Senat & Bezirk verhärtet sind. Der Senat will seinen Entwurf in einer 4 Wochen dauernden Onlineabstimmung auf meinberlin.de beschliessen. :mad::mad: . Bleibt zu wünschen das die auf dem Portal mal ordentlich Gegenwind bekommen würden.
 
Für alle die es interessiert:

Ein interessanter Podcast, der leider viel zu unregelmäßig erscheint, Dach über Berlin, mit einer neuen Folge vom 9.10.22. mit Regula Lüscher zu Gast. Thema ist Hochhäuser in Berlin.

Dach über Berlin Folge 9 - Podcast (Spotify)

Auch wenn ich kein Fan von Frau Lüscher bin, teile ich doch überraschend viele ihrer hier besprochenen Ansichten im Bezug auf Hochhäuser.
 
Die CDU Berlin will mehr Hochhäuser am Alexanderplatz, in der City West und entlang des S-Bahn-Rings.
Hier ist ein Video-Interview dazu:
 
Die CDU Berlin will mehr Hochhäuser am Alexanderplatz, in der City West und entlang des S-Bahn-Rings.
Das kann man nur begrüßen. Schließlich erspart sich die Stadt beim Bau in die Höhe ordentlich Investitionen in Infrastruktur (Wasser, Abwasser, Strom. ÖPNV, Straßen) die man ja tätigen muss wenn man so in die Breite baut wie bisher. Man kann auf die bestehende Infrastruktur zurückgreifen.
Beim Bau in die Höhe werden diese Kosten vom Investor aufgebracht, in der Vertikalen.

Die Stadt sollte aus dem Bau in die Höhe noch ordentlich Geld abschöpfen, in dem man den Luftraum ab einer bestimmten Höhe verkauft.
Wer hoch hinaus will, kann die Höhe erwerben.
 
Ich persönlich finde es schwierig sich Warschau als Vorbild zu nehmen, auch wenn ich die Stadt liebe und die Hochhausentwicklung sicherlich beeindruckend ist. Gleichzeitig ist dieser ganze Bauboom dort relativ ungeregelt, da es zum Beispiel keine Bebauungspläne wie bei uns gibt, d.h. ein Investor kann ein Grundstück kaufen und sagen er baut darauf ein Hochhaus und es kann fast nicht abgelehnt werden, da es keinen Rahmen gibt nach dem sowas entschieden werden kann.

Weiterhin sind auch die im Interview gezeigten Bauprojekte so verdichtet und unmenschlich, dass diese Viertel in Warschau Neuhongkong genannt werden. Wen diese Entwicklung interessiert, kann ich diese Doku vom RBB empfehlen, die den Hochbau in Warschau thematisiert.

Braucht es denn in Berlin 300m Türme überhaupt?
 
Wildwuchs und unkontrollierte Investorenträume braucht niemand.

Die Aufgabe, die die Senatsverwaltung fSBW hat ist richtig und wichtig. Es gibt eben Orte an denen machen Hochhäuser wenig bis keinen Sinn und die eher sensible, der umgebenen Bebauung gegenüber rücksichtsvolle Herangehensweise sehe ich durchaus von Vorteil. Das funktioniert in den meisten Fällen wunderbar. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Etwas mehr Mut an den richtigen Stellen würde dem ganzen dennoch guttun.

Braucht es denn in Berlin 300m Türme überhaupt?

Auf gar keinen Fall.
Lieber habe ich 5 60 bis 100m Türme als einen 300m Leuchtturm, der die Dimensionen seiner Umgebung sprengt.
 
Ich habe heute noch das hier gefunden:
Hier ist das komplette siebenseitige Beschlusspapier "Radikal vertikal – Hochhäuser als Leuchtturm der Stadtentwicklung" als PDF:
https://www.cdu-fraktion.berlin.de/image/daten/presse_20231127110701_radikal_vertikal_final.pdf
Darin sind weitere Infos und Erklärungen zu den Plänen.

Und hier steht, dass sie Gespräche mit Foster + Partner geführt haben, den Architekten vom Varso-Tower, der in Warschau besucht wurde:
https://www.cdu-fraktion.berlin.de/presse/lokal/2875/Radikal-vertikal-Berlin-baut-hoeher.html
Außerdem wurden Gespräche mit dem Berliner Architekten Christoph Langhof geführt.

Hier ist noch der Artikel in der BZ dazu, der das alles relativ kompakt zusammenfasst:
 
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